Kleinunternehmerregel ja oder nein?
Aktualisiert: 27. Okt. 2021

Gerade virtuelle Assistenten starten gerne im Nebengewerbe und nehmen die Kleinunternehmerregelung in Anspruch. Doch das ist nicht immer ratsam?
Mit dieser Regel musst du auf deinen Rechnungen keine MwSt ausweisen und musst keine Umsatzsteuererklärung machen.
Wenn du tiefer in das Thema einsteigen willst, empfehle ich dir einen anderen Beitrag
Artikeltipp: Buchhaltung für Selbstständige
Wer im aktuellen Geschäftsjahr nicht mehr als 22.000€ und im Folgejahr unter 50.000€ bleibt (Stand Okt 2021) kann diese Regelung bei Neugründung in Anspruch nehmen.
Wenn man die Grenze überschreitet
Doch es gibt mehrere Faktoren diese Regelung nicht in Anspruch zu nehmen.
Sobald du nämlich über die Grenze kommst, musst du ja doch die USt-Anmeldung und USt-Erklärung machen und dann kannst du nur hoffen, das dir das nicht mitten im Jahr passiert, denn dann wird es richtig kompliziert. Du musst dann USt ans Finanzamt zahlen, doch wenn du selbst keine USt erhoben hast, machst du dabei Verluste. Das passiert dann, wenn du erst zu spät merkst, dass du über die Grenze drüber bist. Außerdem kannst du die USt die du für Einkäufe und Ausgaben zahlen musst nicht geltend machen. Kaufst du dir etwas ein Bildbearbeitungsprogramm für 476€ brutto, kannst du die 76€ USt nicht abziehen und geltend machen.
Wenn du aus der Regelung rausfällst, musst du entweder die Preise erhöhen oder wenn deine Preise gleich bleiben, hast du weniger Einnahmen.
In meinem Beispiel ich betreue einen Kunden und er zahlt jeden Monat 500€ für meine Leistungen. Dann mit USt muss er plötzlich 595€ zahlen. Fast 100€ mehr. Da kann es schon passieren, dass du den einen oder anderen Kunden verlierst.
Wie ernst meinst du es?
Außerdem vermittelt es eine ganz andere Wertigkeit, wenn du gleich hauptberuflich und mit USt ID Nr. deine Selbstständigkeit startest. Es ist ein Zeichen an dich selbst und ans Universum, das du es ernst meinst.
Denn was bei der Konstellation Nebengewerbe und Vollzeit angestellt oft zum Scheitern führt, ist die Bequemlichkeit. Denn sobald es in deinem Nebengewerbe mal schwierig wird, ist die Versuchung groß hinzuschmeißen. Dann werden Dinge gedacht wie: „Ach, eigentlich ist mein Brotjob ja gar nicht so stressig.“ „Eigentlich gehts mir doch gut.“ usw.
Und zack bist du wieder in der bequemen Komfortzone.
Wenn du in die hauptberufliche Selbstständigkeit startest, ist der Antrieb ein ganz anderer, denn du MUSST Geld verdienen, dich anstrengen und Hürden überwinden. In diesem Falle hinzuschmeißen ist ja erstmal nicht ganz so einfach und mit viel Bürokratie verbunden. Gewerbe abmelden, Finanzamt informieren usw.
Lieber eine Arschbombe in die hauptberufliche Selbstständigkeit wagen, anstatt nur den kleinen Zeh in den „Pool“ zu halten und ewig am Beckenrand rummosern und sich nicht zu trauen.